Industrial Design
Bachelor
Nicole Baumgartner
Franz
Pflanzen als therapeutische Pflegeinterventionen
Das Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur und Wädenswil beschäftigt sich seit 2012 mit dem Themengebiet: Wie können Pflanzen als therapeutisches Mittel in Alltagshandlungen der Pflege integriert werden? Meine Bachelorarbeit ist auf dieser Studie aufgebaut.
Um die Frage wissenschaftlich zu begleiten, hat die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften sich mit Pflegepersonen und Heimbewohnern auseinander gesetzt. Sie haben sowohl Interviews mit den Bewohnern und Pflegepersonal geführt, als auch die Pflegedokumentation evaluiert. Dabei kam heraus, dass der Einsatz von Pflanzen als therapeutisches Medium einen positiven Effekt auslöst. Pflanzen erhöhen die Aktivität der Bewohner, verbessern die Stimmung bei depressiven Betroffenen und steigern die Lebenszufriedenheit.
Für viele Menschen ist der letzte Lebensabschnitt geprägt von etlichen Beeinträchtigungen. Diese führen oft dazu, dass ein Eintritt ins Pflegeheim unumgänglich ist. Ein Heimeintritt ist häufig ein grosser Einschnitt ins Leben der Heimbewohner. Es bedeutet für viele ein Eingriff in die Privatsphäre und eine grosse Veränderung der gewohnten Aktivitäten. Der Fokus des Pflegepersonals muss daher darauf ausgerichtet sein auf gesundheitliche Risiken und Veränderungen zu reagieren, den Bewohnern ein möglichst normalen Alltag zu gestalten und eine fürsorgliche Beziehung aufzubauen. Die Erkenntnisse der Altersforschung bestätigen, dass Altern entscheidend gestaltbar ist und bis ins hohe Alter förderungswürdige Fähigkeiten vorhanden sind. Es ist zudem nachgewiesen, dass Pflanzen bei betagten Menschen in ihren Biographien meistens positiv verankert sind. Aus diesem Grund können diese zur Gestaltung von erfüllenden Tätigkeiten im Alltag eingesetzt werden. Meine Erfahrungen, die ich während der Projektzeit gemacht habe, bestätigten, dass die Menschen in einem Altersheim positiv auf Pflanzen reagieren. Sie erzählten alle positive Geschichten, die mit ihrem Garten oder allgemein mit Pflanzen zu tun haben. Bei den Gesprächen mit den Bewohnern, kamen wir immer wieder auf Kräuter zu sprechen. Dies zeigt, dass Kräuter einen wichtigen Teil in den Erinnerungen einnehmen. Daher haben die Kräuter auf meinem Pflanztisch, der im Aufenthaltsraum steht, einen wichtigen Platz. Die Kräuter aktivieren den Geruchssinn und Gerüche wecken bekanntlich Erinnerungen. Die Erinnerungen werden zusätzlich durch die markanten Schubkarrenräder und die Utensilien, die auf dem Tisch platziert sind, verstärkt hervorgerufen. Das Pflanzen von Sonnenblumen oder Tagetes in den Saatschalen fördern den taktilen Sinn. Ausserdem erhalten die Bewohner eine Verantwortung, sich um die Pflanzen zu kümmern und sie zu Besuchen. Somit wird das Selbstbewusstsein der einzelnen Altersheimbewohner gestärkt, was sich positiv auf den Alltag in einem Altersheim auswirkt. Demnach trauen sich die Menschen in einem Altersheim mehr zu, sind selbständiger und somit auch zufriedener in ihrem Leben.
Der Pflanztisch Franz steht im Aufenthaltsraum und wird dort als Tisch wahrgenommen. Bei meinem Test, hat sich herauskristallisiert, dass es für die Bewohner nicht nur wichtig ist, eine Tätigkeit zu haben, sondern auch den Kontakt zu den anderen Bewohnern zu stärken. In diesen Treffen schwelgen sie in Erinnerungen, indem sie von früheren Zeiten erzählen und stärken so den Kontakt untereinander.
Da die visuelle Kraft im Alter geschwächt wird, sind die Farben sehr kontrastreich gewählt. So habe ich alle Objekte, die für den Bewohner bestimmt sind, kontrastreich gestaltet. Die Objekte, die nur für den Aktivierungstherapeut zu gebrauchen sind, wie zum Beispiel die Schublade, sind im gleichen Farbton gehalten, um den visuellen Blick nicht darauf zu richten.
Franz sollte dazu einladen um in Erinnerungen zu schwelgen, die motorischen und sensorischen Fähigkeiten zu stärken und Kontakte zu knüpfen. Die Lebensqualität soll durch Franz gesteigert werden.
Nicole Baumgartner
nicolebaumgartner@me.com
Institut Industrial Design, HGK FHNW, Oslo-Strasse 3, CH-4142 Münchenstein
+41 61 228 40 44, info.industrialdesign.hgk@fhnw.ch, www.fhnw.ch/hgk/iid